Maria Rain liegt auf 960 Metern über dem Meeresspiegel in einer reizvollen Voralpenlandschaft links der Wertach an der Grenze zwischen Ober- und Ostallgäu. Mit seinen Ortsteilen Guggemoos, Stich, Bachtel, Bichel und Rainen bildet Maria Rain eine Pfarrei mit 465 Einwohnern.
Es darf vermutet werden, dass die Enstehung dieser Orte in der Zeit im 1000 nach Christus liegt, da zahlreiche Flurnamen wie „Im Esch“ und „Im Schad“ auf die Rodungszeit zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert nach Christus im Allgäu hindeuten. Leider sind keine genauen Daten bekannt.
Ebenfalls wird in zahlreichen Schriften erwähnt, dass im Jahr 1000 viele Wallfahrer aus dem gesamten Allgäu nach Maria Rain kamen um bei einem altem Ulmenstamm, in dem ein Bild der Jungfrau Maria eingelassen war, Trost zu finden.
Ursprünglich hieß der Hügel auf diese Ulme stand „Wertach-Rainen“ und wurde später im Volksmund wegen des Marienbildes „Maria Rain“ genannt.
Daher stammt auch der Namen für unseren Ort, der bis 1972 in zwei Ortschaften – Buchen und Wangen – geteilt war. 1086 wurde an der Stelle eine kleine Kapelle gebaut, die 1414 einer größeren Kapelle weichen musste. Wegen des großen Zustroms an Wallfahrern reichte diese Kapelle nicht mehr aus und so wurde 1496 eine Kirche gebaut, die der heutigen Kirche entspricht.
Maria Rain war in dieser Zeit eine Filiale der Pfarrei Mittelberg, die wiederum zu der augsburgischen Pflege Rettenberg gehörte.
Da im 17. Jahrhundert im Allgäu große Not wegen des 30-Jährigens Krieges und der Pest umher ging, fand die Wallfahrt nach Maria Rain großen Zulauf. So legten die Bürger von Wertach und Rettenberg in dieser Zeit ein Gelübde ab, dass sie, wenn sie von den grausamen Taten der Schweden bewahrt bleiben, die drei Schiffe der Kirche in Maria Rain mit Steingewölben versehen lassen.
Und so erzählt die Sage, dass die Schweden, als sie losgezogen sind, um die Gegend zu plündern, von dichtem Nebel überrascht wurden und sich gegenseitig bekriegten. Und somit sind diese Orte und Maria Rain verschont geblieben.
Die bayerische Geschichte unserer Heimat beginnt 1802 mit der Säkularisierung und der damit verbundenen Verweltlichung und Enteignung kirchlichen Besitzes durch die staatliche Gewalt. So kam das Territorium des Hochstiftes Augsburg (also unser Gebiet) an das Kurfürstentum Bayern. Der Staat übernahm auch die Ausgaben für die Unterhaltung der Pfarrkirchen und Pfarrhöfe. Zum Ausgleich zog der Staat alles Vermögen von Kirchenstiftungen usw. ein. Jede Pfarrei durfte nur noch eine Kirche haben. So ist auch der unermüdliche Einsatz des Bauern Konrad Riefler und der Maria Rainer Bevölkerung, eine selbstständige Pfarrei zu werden, erklärbar (der Ort gehörte damals noch zur Pfarrei Mittelberg).
Die Industrialisierung und der wirtschaftliche Umbruch im 19. Jahrhundert erfasste auch Maria Rain. Ackerbau und Flachsanbau wichen Grünlandwirtschaft, Milcherzeugung, Viehzucht und Viehhandel. Es wurden in jedem größeren Ort Genossenschaftskäserein gegründet, die nach Schweizer Vorbild Emmentaler Käse herstellten.
1841 gründete Clemens Riefler in Maria Rain eine Firma zur Herstellung von Zirkeln und Pendeluhren. Nach zahlreichen Erfindungen, die große internationale Anerkennung fanden, beschäftigte das Unternehmen 1976 20 Mitarbeiter.1879 wurde in Nesselwang eine Zweigniederlassung gegründet und 1887 die ganze Firma dorthin verlegt, da Nesselwang mehr Arbeitskräfte und eine bessere Nutzung der Energiequelle Wasserkraft bot.
Ein Bruder von Clemens, Johann Baptist Riefler war Instrumentenbauer in Maria Rain. Seine Instrumente waren durch ihre „leichtbläsigkeit“ weit über das Allfäu hinaus bekannt. Eine Preisliste aus dem Jahr 1856 gibt Aufschluss über das Angebot der Firma. Leider konnte die Fabrik nach seinem Tod 1894 nicht weitergeführt werden.
Im Jahr 1883 wurde in Maria Rain die Feuerwehr gegründet. Bereits drei Jahre zuvor konnte durch die Opferbereitschaft des Herrn Adolf Riefler und des Pfarrer Schelbert eine Feuerspritze angeschaft werden, die bis zur Gründung der Feuerwehr als Privatspritze der Ortsgemeinschaft Buchen und Wangen behandelt wurde.
Eine größere Mobilität erlangten die Maria Rainer Bürger als 1895 die Eisenbahnlinie Kempten-Reutte (Außerfernbahn) gebaut wurde.
In den fünfziger Jahren nahm die Wirtschaft großen Aufschwung, das Leben normalisierte sich. Die landwirtschaftliche Arbeit wurde durch zahlreiche Maschinen erheblich erleichtert. Durch den größeren Wohlstand der Deutschen erschloss sich auch für Maria Rain eine neue Einkommensquelle. In den vergangenen Jahren verlor die Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung, so dass die meisten Maria Rainer in anderen Berufen tätig sind.
Durch die starke Vereinstätigkeit, wird auch in Zukunft Maria Rain ein lebendiger und aufstrebender Ort bleiben.
Quelle: Festschrift der Maria Rainer Musikkapelle